Beitrag aus dem MOTION

Zauberwort: Remote

OFT SIND ES NUR KLEINE HINDERNISSE, die eine Produktion zum Stocken bringen. Eine Pufferbatterie etwa, die bei einem Stromausfall die Energieversorgung einer Maschinensteuerung aufrechterhält, muss ab und zu gewechselt werden. Der Maschinenbediener erhält rechtzeitig einen Hinweis dazu auf seinem Bedienpanel. Das hat auch schon der Produktionsleiter auf seinem Production Monitor gesehen und hat deshalb Austauschbatterien vorrätig. Die Bedienungsanleitung und Installationshinweise stehen den beiden im Customer Cockpit zur Verfügung.

Brauchen sie dennoch die Hilfe von UNITED GRINDING, können sie direkt aus der Digital Solutions™ App eine Service-Anfrage senden. Über das im Customer Cockpit integrierte Conference Center wird der Servicetechniker live zugeschaltet und kann Tipps und Hinweise geben. Über die Whiteboard-Funktion lassen sich Bilder mitschicken, und der Techniker der Helpline kann direkt Markierungen in die Bilder zeichnen. So ist die Batterie schnell ausgewechselt, und die Produktion kann wieder anlaufen.

« Unser Ziel: Den Kunden mit digitalen Lösungen helfen, ihre Produktivität zu steigern »
Christoph Plüss, Chief Technology Officer UNITED GRINDING Group

Geld und Zeit sparen

Nicht nur in Zeiten von Corona gilt: Auf den Präsenztermin eines Technikers zu verzichten spart oft Zeit und Geld. Wenn sich Kunden bei Problemen selber helfen können, kann in der Regel der Betrieb schneller wieder anlaufen. Die UNITED GRINDING Group lässt ihre Kunden dabei freilich nicht alleine, sondern unterstützt sie mit innovativen Lösungen der UNITED GRINDING Digital Solutions™. „Unseren Kunden mit digitalen Lösungen zu helfen, ihre Produktivität zu steigern, das ist unser oberster Maßstab“, erklärt Chief Technology Officer Christoph Plüss. 

UNITED GRINDING Digital Solutions™ bietet den Kunden derzeit drei Produkte: den Production Monitor, den Service Monitor und den Remote Service. Die beiden Monitorlösungen helfen den Kunden, die Übersicht in ihrer Produktion zu behalten. Wann sind welche Wartungsarbeiten nötig? Wie läuft die Produktion, wie stark sind Maschinen ausgelastet, wo gibt es womöglich Probleme? Das zeigen der Service und der Production Monitor – in Echtzeit.

« Wir wollen den Kunden an dem Gerät erreichen, das er immer in der Tasche hat - am Smartphone »
Christian Josi, Head of Digital Engineering UNITED GRINDING Group

Sichere Datenverbindung

Der Remote Service ermöglicht die direkte Unterstützung des UNITED GRINDING Helpdesks über eine Datenverbindung. Natürlich konnte man schon immer den Helpdesk anrufen. „Doch technische Anfragen am Telefon ohne Bildunterstützung können sehr langwierig sein, das hat die Erfahrung gezeigt“, erklärt Philipp Liesenfeld, Product Manager Digital Solutions. Deshalb haben die Spezialisten von UNITED GRINDING das Conference Center in die Digital Solutions integriert. Neu entwickelt wurde nun die Conference Center App. „Wir wollen die Kunden maßgeblich an dem Gerät erreichen, das jeder immer in der Tasche hat – am Smartphone. Und wir wollen ihnen möglichst einfach neue Apps zu Verfügung stellen“, betont Christian Josi, Head of Digital Engineering.

Auch bedingt durch die Reisebeschränkungen der Corona-Pandemie sind diese Remote-Services im Arbeitsalltag der Unternehmensgruppe und ihrer Kunden angekommen. In allen Marken wurden Remote-Schulungen durchgeführt und die Services gleich bei Kunden eingesetzt.

Kamera in der Maschine

„Gerade zur Corona-Zeit stieg die Nachfrage danach. Während des Lockdowns gab es weltweit 2500 Remote-Einsätze, mehr als 1000 davon in Nordamerika. Dabei ging es um Probleme, die der Kunde mit der Maschine hatte oder um Anwendungsunterstützung“, erklärt Head of Business Development & Marketing Paul Kössl.

Bei UNITED GRINDING North America werden außerdem Kundenvorabnahmen remote durchgeführt. Dabei produziert das Applikationsteam Videos von den geforderten Prozessen. „Wir montieren eine GoPro-Kamera in der Maschine, um den Schleifzyklus zu erfassen“, erklärt Joseph Szenay, Vice President Customer Care. Dabei läuft ein Time-Code mit, der die Dauer des Bearbeitungszyklus vom Laden des Rohlings bis zur Messung der Endspezifikationen des fertigen Teils dokumentiert. „Unsere Kunden können so sehen, dass ihr individueller Bearbeitungsprozess in der geforderten Zykluszeit gelingt, und die Lieferfreigabe genau so erteilen, als wären sie vor Ort.“

Auch an weiteren digitalen Tools wird in den USA gearbeitet. Um die Vertriebspartner der Unternehmensgruppe zu schulen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die Kunden noch besser betreuen zu können, fanden außerdem virtuelle Sales-Trainings statt – mit einem überwältigenden Erfolg. „Statt der erwarteten 50 Vertriebspartner nahmen 125 teil“, so Joseph Szenay.

« Wir montieren eine GoPro-Kamera in der Maschine, um den Schleifzyklus zu erfassen »
Joseph Szenay, Vice President Customer Care UNITED GRINDING North America

Smart Glasses als Device

Nach der Integration Smartphone/Tablet (Mobile Devices) arbeitet das Digital-Solutions-Team inzwischen an Smart Glasses als Device. „Smart Glasses bieten mehrere große Chancen“, betont Head of Digital Engineering Christian Josi. Zum einen haben die Techniker an der Maschine die Hände frei, zum anderen teilt der Spezialist am Helpdesk von UNITED GRINDING exakt den Blick seines Gegenübers an der Maschine – der „See what I see“-Effekt. Eine zusätzliche Erweiterung wären kontextbezogene Informationen, die dem Mitarbeiter an der Maschine via Augmented-Reality-Anwendungen direkt ins Blickfeld eingespielt werden können. Auch damit wird in Bern schon getestet. 

Welche Eingriffe können Kunden mit der Unterstützung des Helpdesks überhaupt ausführen? „Das ist sehr unterschiedlich und hängt individuell vom Kunden ab“, betont Liesenfeld. „Einige unserer Kunden haben voll ausgebildete Instandhaltungsteams Die brauchen dann nur noch maschinenspezifische Hinweise unseres Helpdesks.“ Darüber hinaus seien viele Mischformen denkbar. „Bei größeren Reparaturen machen vielleicht die Kundenmitarbeiter, angeleitet über den Remote Service, schon Vorarbeiten, und unser Techniker kommt dann nur noch für die eigentliche Reparatur.“ 

Auch muss es nicht zwangsläufig um Reparatur und Wartung gehen. „Denkbar ist auch eine Remote-Prozessoptimierung“, erklärt CTO Christoph Plüss. Dabei könnten per Remote-Technik Produktionsprozesse optimiert werden. In einen solchen Prozess flössen dann natürlich auch die Daten aus Production und Service Monitor mit ein. „Das ist dann ein Full Circle unserer digitalen Lösungen“, so Plüss.

Fünf technische Komponenten

Der Remote Service der UNITED GRINDING Group basiert auf fünf technischen Komponenten:

  1. Eine markenübergreifend einheitliche Datenarchitektur ermöglicht den Anschluss aller Maschinen der Unternehmensgruppe und die Integration weiterer Funktionalitäten und Endgeräte
  2. Edge Computing: Auch die Peripheriegeräte in den Kundenmaschinen sind mit Intelligenz ausgestattet, etwa mit smarten Sensoren. Das garantiert eine reibungslose Kommunikation mit dem zentralen Helpdesk bei UNITED GRINDING
  3. Ein sicherer Tunnel zwischen Helpdesk und Maschinen garantiert eine TÜViT-zertifizierte sichere Verbindung
  4. Eine eigene Serverstruktur bei UNITED GRINDING gewährleistet Datensicherheit 
  5. Smartphone / Tablet (Mobile Devices) beim Kunden ermöglichen die Integration der Kundenmitarbeiter und ihre Kommunikation mit dem Helpdesk
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